Maha Shivaratri – Die Nacht des Shiva

Was Bedeutet Maha Shivaratri?

Die Nacht Shivas ist ein großes Festival, welches jedes Jahr unter anderem im Pashupatinath Tempel in Kathmandu in Nepal gefeiert wird. Es findet jährlich am 14. Tag des Monats Phalguma (Februar bzw. März) im gregorianischen Kalender statt. Zwar gibt es jeden Monat ein Shivaratri, allerdings findet das große Maha Shivaratri nur einmal jährlich statt. Zu dem Festival pilgern hunderttausende Gläubige, hauptsächlich Sadhus aus Nordindien und ganz Nepal zum Pashupatinath Tempel, um die Nacht Shivas zu feiern. Es ist der höchste Feiertag für die Verehrer Shivas und die heiligste aller Nächte. Seine Statuen werden mit Milch und Honig begossen und es werden Blumen, Reis sowie Früchte als Opfergaben hingestellt und es wird gekifft. Das ganze Festival ist ein riesen Spektakel und eines der intensivsten Erlebnisse, die wir auf unseren Reisen hatten. Aber dazu später mehr.

Wer ist eigentlich Shiva?

Shiva bedeutet soviel wie „der Gütige“ und ist neben Brahman und Vishnu eine der drei größten Gottheiten im Hinduismus. Während Brahman der Schöpfer ist, Vishnu derjenige der das Universum erhält wird Shiva die Rolle der Zerstörung in der hinduistischen Dreifaltigkeit zuteil. Die Zerstörung im Sinne von Vergänglichkeit – alles Geschaffene muss weichen, um Platz für neues zu schaffen. Daher kommt Shiva eine gewisse Doppelrolle zu, die ihn besonders macht. Die Zerstörung lässt ihn als schrecklich und bösartig erscheinen, wohingegen die Neuschöpfung ihn als gut und wohltäig darstellt. Mit seiner Frau Parvati hat Shiva zwei Söhne, Subrahmanya und Ganesha. Es gibt zig verschiedene Namen und Darstellungsformen von Shiva, meist wird er mit blauem Gesicht und Kehlkopf, Dreizack, dem Stier Nandi als Reittier und meditierend auf einem Tigerfell mit der Schlange Ganga um den Hals (die Göttin des heiligen Flusses Ganges).

Shiva Statue
Statue von Shiva

Was passiert an Maha Shivaratri?

1 Anfahrt

Am Vormittag haben wir uns mit dem Bus aufgemacht zum Pashupatinat-Tempel. Zunächst einmal waren die Menschenmassen überwältigend und etwas abschreckend. Im Endeffekt findet das Festival auf 3 Leveln statt. Außerhalb des Tempelgeländes, innerhalb des Tempelgeländes und im Innern des Pashupatinath-Tempels. Da Besucher nicht in das Innere des Tempels eindringen dürfen, war es unser erklärtes Ziel zumindest auf das Tempelgelände zu gelangen. Zum Glück waren wir mit unserem Kumpel Prashant unterwegs, der den ein oder anderen Trick kannte. Nachdem wir den abschäulich stinkenden heiligenden Fluss überquert haben, über Zäune geklettert sind, vorbei an Gras verkaufenden Kindern und uns an Menschenmassen vorbeigeschoben haben kamen wir an einem Hintereingang raus. Der Durchgang war so klein, dass die hindurch drängenden Massen einen schier erdrückten und Polizei mit Bambusstöcken für Ordnung sorgte. Wir hatten es niemals für möglich gehalten, aber nach wenigen Minuten waren wir tatsächlich drin und mussten auch keinen Cent Eintritt bezahlen.

2 Mittags

Der Tempel war nicht wiederzuerkennen, überall strömende Menschenmassen und Sadhus, die am Rand sitzen kiffen und meditieren. Die Sadhus lassen sich in der Rgel gerne fotografieren, erwarten aber im Gegenzug eine kleine Spende. Manche Sadhus sind auch fast entblößt, dürfen dies aber aufgrund einer Anordnung nicht mehr wirklich. Weiter im Tempel drin gab es einen kleinen Techno-Rave, der immer durch laute Shiva-Gesänge unterbrochen wurde. Man erklärte uns, dass dies von einer hinduistischen Jugendorganisation organisiert wurde. Für uns war aber das skurrilste die Beerdigungsrituale, die auch während des Festivals stattfanden. Techno-Rave und Beerdigung quasi auf dem selben Gelände. Die Toten werden an dem heiligen Fluss, der durch den Tempel fließt nochmal ans Wasser gelassen, sodass sie mit dem Fuß das heilige Wasser berühren ehe sie verbrannt werden. Häufig werden die Leichen auch nochmal für jeden sichtbar kurz aufgedeckt.

3 Abendgebet

Der Hauptteil findet am Abend statt – das Abendgebet. Hier versammeln sich alle Leute auf den Tribünen rund um den heiligen Fluss. Es wird getanzt, geraucht und gebetet. Einige leute tanzen sich sogar in Trance. Es treten verschiedene Tanz- und Gesangstruppen auf während nebenan fleißig weiter die Toten bestattet werden. Ebenso gibt es für alle Besucher kostenloses Essen an einer Ausgabe. Nach dem Gebet bleiben die Gläubigen dort, um die Nacht Shivas zu zelebrieren. Für uns war der Tag beendet nach tausenden, teils auch etwas verstörenden Eindrücken.

Wer genau feiert Shivaratri?

Hauptsächlich finden man an Shivaratri Sadhus – hinduistische Bettelmönche. Sie tragen häufig nur einen Lendenschurz, leben in Askese und haben keinen festen Wohnsitz oder sonstiges Eigentum.Sie haben sich von allem weltlichen losgesagt, um sich der Wiedergeburt zu entziehen. Sie sind in der Regel Anhänger Shivas und auf der Suche nach der Erleuchtung. Sie tragen häufig orangefarbene Gewänder, Dreadlocks und man sieht sie häufig meditierend.

Kiffen an Shivaratri

Kiffen ist in Nepal verboten, außer an Shivaratri ist es den religiösen Sadhus erlaubt, die den Cannabis-Konsum als einen Teil ihrer Meditationspraxis sehen auf dem Weg zur Erleuchtung.

Weitere Festivals in Nepal

Ein weiteres tolles Festival in Nepal ist das Holi Festival. Dieses findet sogar jedes Jahr zu ähnlicher Zeit wie das Maha Shivaratri statt. In unserem extra Beitrag dazu erfährst du alles Wissenswerte.

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