Safari im Chitwan Nationalpark
Bevor es für uns nach Nepal ging, haben wir uns ehrlich gesagt nicht sonderlich mit der Tierwelt auseinander gesetzt. Uns ging es primär um die vielfältigen Treks des Landes und die Leute. Als wir hörten, dass es in Nepal Nashörner gibt und der Chitwan Nationalpark sehr gute Chancen bietet diese zu sichten, war uns sofort klar „da MÜSSEN wir hin“. Besonders Julian als erklärter Wildtierliebhaber war sofort Feuer und Flamme. Neben Nashörnern gibt es in Nepal auch eine relativ große Population bengalischer Tiger, Lippenbären, Bisons, wilder Elefanten und Leoparden.
Allgemeines zum Chitwan Nationalpark
Chitwan bedeutet Herz des Dschungels. Der Nationalpark liegt im Süden des Landes an der Grenze zu Indien. Er liegt etwa auf halber Strecke zwischen Kathmandu und Pokhara und ist aus beiden Städten gut zu erreichen. Der Nationalpark befindet sich im flachen Terai, der fruchtbaren Tiefebene, die sich südlich des Himalaya in Indien, Nepal und Bhutan vom Yamuna im Westen bis zum Brahmaputra im Osten erstreckt. Die Parklandschaft ist sehr unterschiedlich: Von Dschungel, über Grasland bis hin zu Flüssen und Wäldern ist alles dabei.
Die Tharu
Die Tharu bewohnen zum größten Teil das Terai Nepals und den Norden Indiens. Sie selbst bezeichnen sich als Menschen des Waldes und kennen sich in der Regel eben bestens in diesem aus. Einige von ihnen arbeiten deswegen als Guides für Walking-Safaris. Sie wohnen in sehr ursprünglichen Siedlungen, meist in Lehmhütten mit einem Strohdach und pflegen ihre alten Traditionen. Viele sind auch in handwerklichen Berufen tätig wie dem Herstellen von Möbel aus Rattan und Töpfereien. Der Großteil lebt jedoch von Land- und Viehwirtschaft..
Welche Tiere leben im Chitwan Nationalpark?
Die „Stars“ des Nationalparks sind Nashörner und der Bengalische Tiger, wobei letztere nur sehr glückliche Besucher zu Gesicht bekommen. Darüber hinaus hat man gute Chancen wilde Elefanten, Bisons, Sumpfkrokodile, Lippenbären, Warane, Gangesgaviale, Pfauen, Adler, Sambar-Hirsche, Affen, Rehe und zig weitere Säugetiere, Reptilien, Vögel und Amphibien beobachten zu können.
Welche Safari-Angebote gibt es?
Im Endeffekt gibt es 3 mögliche Safaris, die man buchen kann. Wir raten dennoch dringend von der Safari auf einem Elefanten ab, da diese unter sehr schlechten Bedingungen gehalten werden.
Option 1: Walking Safari (Unser Tipp)
Klingt das nicht nach Abenteuer pur? Du läufst mit 2 Guides durch den Park und versuchst Tiere zu entdecken. Die Guides sind schwer bewaffnet für den Ernstfall – mit einem Stock! Ausgestattet mit Ferngläsern und genügend Proviant dauert die Safari einen ganzen Tag, von morgens 7:00 Uhr bis in den späten Nachmittag hinein. Die Atmosphäre ist unbeschreiblich, keine Motoren, kein Gequatsche von Menschen, nur der Klang der Natur. Die Guides sind erfahrene Fährtenleser und können einen mit spannenden Infos zu den Tieren versorgen. Leider konnten wir keinen Tiger sehen, obwohl wir die Überbleibsel seiner Beute, seine Kacke, Kratzspuren am Baum und Fährten gesehen haben! Unser Highlight war die Begegnung mit 2 Nashörnern die ca. 50 m entfernt von uns eine Siesta abgehalten haben.
Option 2: Jeep Safari
Die klassische Variante ist die Jeep-Safari, die für uns weniger attraktiv aussah in Nepal. Viele einheimische Touristen, für die die Fahrt im Jeep eher dem Besuch eines Freizeitparks ähnelte. Allerdings sind das auch nur unsere Beobachtungen, vor Ort wurde uns aber von den Locals ähnliches bestätigt.
Option 3 : Elefanten-Safari
Von dieser Variante raten wir tunlichst ab, nachdem wir gesehen haben wie die Elefanten behandelt wurden. Neben den Elefanten für „Tourismuszwecke“ gibt es auch noch die Elefanten der Regierung, die wiederum als Nutztiere eingesetzt werden und gut gepflegt werden. Diese werden häufig für Patrouillen im Dschungel oder zur Bergung eingesetzt.
Ablauf einer Walking-Safari im Chitwan Nationalpark
Zunächst trifft man sich mit seinen Guides morgens um 7:00 Uhr an dem vereinbarten Treffpunkt. Mit einem aus einem Holzstamm geschnitzten Boot wird der Fluss überquert, der gleichzeitig der Eingang zum Nationalpark ist. Bevor es mit der eigentlichen Safari losging gab es ein kurzes Briefing der Guides, wie man sich im Ernstfall gegenüber den großen Tieren verhält, um die Gefahr zu minimieren.
Wilder Elefant:
Hier sollte man versuchen irgendwie ca. 150 m zwischen sich und den Elefanten zu bringen, da dieser dich ab dieser Entfernung nicht mehr als ernste Bedrohung sieht und du gute Chancen hast in Ruhe gelassen zu werden.
Lippenbär:
Beim Kontakt mit dem Lippenbär geht es darum sich möglichst nah aneinander zu stellen und und somit möglichst groß zu wirken. Zudem wird geschrien, um den Bären einzuschüchtern.
Nashorn:
Da Nashörner sehr gut riechen aber dafür umso schlechter sehen können sollte man sich beim Davonrennen am besten hinter einen Baum begeben oder auf diesen hochklettern. Während der Flucht solltest du Stücke von dir abwerfen, da der Geruch die Tiere irritiert und sie ggf. kurz stehen bleiben und dir somit etwas Zeit verschaffen.
Tiger:
Beim Tiger hilft es nur zu beten, da er uns in allen Belangen überlegen ist. Man kann einfach nur hoffen, dass dieser sich nicht für einen interessiert, da die Tiger in der Regel eher scheue Tiere sind.
Danach werden zu Fuß einige verschiedene Orte des Nationalparks abgeklappert. Es geht durch Graslandschaften, Dickicht, Dschungel, entlang an den Flussufern zu verschiedensten Spots an denen man jeweils wartet in der Hoffnung, dass sich die Tiere zeigen. Häufig befinden sich diese Spots an gut einsebaren Stellen des Flussufers. Auch wenn man einige Kilometer zurücklegt ist die Safari für normal sportliche Leute gut machbar, da es genügend Pausen gibt. Gegen 12:00 Uhr gibt es dann eine Lunch-Break. Um ca. 16-17 Uhr endet die Safari und man fährt wieder mit dem Bötchen aus dem Nationalpark.
Fun Fact: Zwar hat man uns ein Briefing gegeben, allerdings wurde dabei nicht auf die Gefahr eines Bisons eingegangen. Ein solches hat uns nämlich fast über den Haufen gerannt, als es sich bedroht fühlte und enorme Laute ausstieß.
Was kostet eine Safari im Chitwan National-Park?
Leider kann ich die Preise für die Jeep- bzw. Elefantensafari nicht genau nennen. Eine Safari zu Fuß kostet jedenfalls um die 4.300 (NPR) pro Person. Von den 4.300 NPR sind 2.000 NPR für den Eintritt zum Nationalpark. Wir haben zu zweit also knapp 65 € für den gesamten Tag gezahlt und empfanden den Preis als relativ fair. Die vierstündige Jeep-Safari in einem geteilten Jeep mit bis zu 10 Leuten kostet ungefähr das selbe wie die Walking-Safari.
Soll ich meine Safari im Chitwan Nationalpark im Voraus buchen?
Ganz klare Antwort – nein! Wir empfehlen an das Flussufer zu laufen, wo sich die ganzen Guides rumtreiben und einfach mit einigen ins Gespräch zu kommen. Vom Flussufer aus kann man mit etwas Glück bereits Nashörner und Krokodile sehen. Die Guides tummeln sich an diesem Ort und geben gerne eine Kostprobe ihres Fachwissens, sodass man einfach nach Sympathie und Gefühl eine Safari vereinbaren kann für den nächsten Tag. Für Naomi war zum Beispiel auch besonders wichtig, dass sie sich sicher in der Obhut des Guides fühlt. Bei der Buchung in einem Reise-Büro weiß man leider nie wen man bekommt. Zudem kassiert das Reisebüro einen Großteil der Provision, obwohl die Leistung, so finden wir zumindest, vom Guide selbst erbracht wird. Dafür sollte er dann auch entlohnt werden.
Übernachten in Chitwan
An möglichen Unterkünften mangelt es dem kleinen Örtchen nicht. Wir haben in der Evergreen Eco Lodge übernachtet für knapp 600 NPR (~ 5 €) pro Nacht und waren sehr begeistert. Die Einzelnen Hütten wurden aus recycleten Materialien wie Reifen oder Flaschen gebaut. Unsere Unterkunft war quasi ein Jeep. Das Essen war sowohl preislich als auch geschmacklick sehr zu empfehlen.
Was benötige ich für eine Safari?
- Sonnencreme
- etwas dünnes zum Überziehen für den morgen
- Kamera m. Teleobjektiv sofern vorhanden
- Kleidung ohne Warnfarben wie orange, rot, gelb.
- Bestenfalls eine lange Hose mit abnehmbaren Hosenbeinen
Anreise nach Chitwan
Die Anreise zum Chitwan-Nationalpark erfolgt mit dem Bus. Es gibt zwei Arten von Bussen mit denen man in das Städtchen Sauraha gelangt. Der Tourist-Bus und der Local Bus. Da sich der Nationalpark genau zwischen den Touristenzentren Kathmandu und Pokhara befindet ist die Anreise sehr einfach realisierbar. Ausgestiegen wird bei „Sauraha Chok“. Von dort gelangt man nach Suraha per Tuk Tuk oder weiterem Bus. Der Tourist-Bus fährt hingegen direkt nach Sauraha. Der Public Bus von Pokhara kostet 450 NPR und das Tuk Tuk nach Sauraha rein 150 NPR. Von Kathmandu dürfte das preislich ähnlich sein.
Was kann man in Sauraha sonst noch so erleben?
Tharu-Dörfer und 20.000 Lake
Das kleine Städtchen Sauraha ist doch sehr auf den Tourismus ausgelegt. Neben den Safari-Angeboten ist es schön sich einfach ein Fahrrad zu mieten und durch die umliegenden Tharu-Dörfer zu radeln und einen Ausflug zum 20.000 lake zu machen. Wir fanden den 20.000 lake ganz nett, aber würden nicht mehr dor hin fahren da es doch sehr heiß und ein gutes Stück mit den Rädern war. Man muss dazu sagen, dass die Räder auf den ersten Blick echt gut aussehen aber unfassbar unbequem sind. Mir tat danach tagelang noch der Hintern weh.
Sonnenuntergang am Parkeingang
Abends zum Sonnenuntergang stehen die Chancen gut, dass man wilde Tiere am Flussufer erspähen kann. Ebenso kommen manchmal Nashörner in das Dorf um sich ihr Futter abzuholen, um dann wieder zu verschwinden. Während wir dort waren kam ein solches seelenruhig durch das Dorf getrabt.